Schreiben – Lesen – Kommunizieren
Hier gibt es Texte zu lesen.
Deutsch, Englisch und Französisch sind meine Sprachen.
– Objektiv –
Kein wunderschönes Motiv
Schön genug, wenn auch alltäglich
Fotografisch festgehalten
Greifbare Realität
Doch wechselt man das Objektiv
So anders, teils verzerrt
Erscheint das Abgebildete
Und ist das Werkzeug nicht ganz neu
Schon durch einen feinsten Riss
Wie unklar wird das Bild
Und die Erinnerung an das Motiv
Jahre später neu betrachtet
So viel weniger als das
Was wirklich war
Word
Moving over
Tipping over
Into a wordless society
Pictures and sounds
Growing over ears and mouths
Spilling over
Growing into
This feeling
That everything’s been said
And nothing can be done
That everything’s too long
To be heard or read
To be absorbed
One word
Reduction
To pure image
To that 451
To pure form without
A meaning
Everyday symbolism
Of a life lived fully
Outside those restrictions
We impose on ourselves
Being wordy’s just
Another deficit, seems
To be dissolved in productivity
Growing into that mold
Designed for being
Easily accessible, processable
Unquestioning
This growing
Kranke Vorbilder
„Glück ist: Dumm sein, und Arbeit haben“ war ein Spruch von Gottfried Benn, den lange ich bewunderte. Wen?
Na beide. Benn und Spruch, in ihrer Radikalität.
In ihrem elitären Weltverständnis und der zarten Seele,
die sich tief darin verbirgt. Doch ist der Spruch auch falsch!
Natürlich hilft‘s dem Überleben ungemein, nicht allzu viel
zu denken, aber dumm sein muss man dafür nicht.
Vielmehr gesund genug, es nicht zu tun!
Wenn einem elitären Dichter, leidgeprüften Arzt und Weltkriegszeugen Dummheit paradiesisch leuchtet,
muss er krank sein! Muss er?
Wer so fein empfindet; über menschliche Gedärme schreibt und darin wühlend vordringt in die tiefsten Menschentiefen, und von Liebe schreibt, wie kaum ein anderer es vermag;
Ja schön wär es, wenn der nicht krank wär!
Doch ist es Kitsch, vom Kranksein in dieser kranken Welt
zu reden? (Wie ging gleich der andere Spruch?)
Es bleibt für mich von Benn und Spruch, und von der Liebe die uns beide mit den beiden ja verband, nur eins:
Was er da suchte, sehnte, wünschte, und
verächtlich machend, nicht verstehend hasste
und nie fand ist keine Dummheit, nein.
Es ist die Kraft, sei’s durch Geburt und Gene oder
zufällige Rahmenhandlung einer Menschenjugend,
die das macht, dass jenseits von Moral und weisensteinernen Gebäuden eines Menschenideals
das Eigene, das Selbst sich formt, gedeiht, erhalten bleibt im Wahnsinn einer jeden Menschenzeit.
Und so wird’s einfach, fast banal;
ganz ohne dichterische Höhenflüge kommt es aus,
und ohne Einzelne zu schmähen, weil sie scheinbar dumm ihr Leben leben –
welcher wirklich gute Dichter wähnt sich da als Riese vor dem Ameisengewimmel alltäglich menschlichen Geweses; wähnt, er könnt‘ das Ganze überschauen? –
Werden wir ganz allgemein:
Zum Glück fehlt‘s selten an Moral,
an hohen Idealen und an deutungsschweren Sprüchen, die Ersatz sind nur für das, was wirklich fehlt!
Man darf, ja muss gesund sein wollen in einer kranken Welt; und mag das feinen, zu sensiblen Menschen böse scheinen, dumm und arbeitsam, zutiefst verwerflich —
So ist es doch schlicht ein Instinkt der Menschen, sich und seine Nächsten zu erhalten – wer braucht Religion dazu?! – und damit bin ich bei mir selbst, der leidet.
Weil er diese Kraft nicht hat in einer Zeit,
wo objektiv gemessen überall mehr Wahnsinn doch grassiert als noch in anderen Zeiten, er regiert und droht, und Kranke herrschen, wo gesunde bitter nötig wären.
Sprech’ ich also selbst:
Glück ist nicht: "Dumm Sein und Arbeit haben", Nein.
Glück ist, Kraft zum Leben haben, die überdauert, auch in Zeiten kollektiven Wahnsinns Arbeit möglich macht, und angesichts atomgetriebener Gefahren sich nicht scheut, das einzige zu tun, was dieser großen Mehrheit bleibt, wenn eine Minderheit von Kranken nur zum Selbstzweck ihrer egomanen Macht das Leben selbst bedroht:
Weiterleben. Arbeiten und leben.
Meditative Eye
There is a treat
Always available
at the corner
of your eye – a
round the corner there’s this
twinkling of connection to
the Other, it’s that
Difference, is desertion of
paths known
since you began it‘s
what we wish for (most)
in this time
of our lives but if
we shed all that debris
of our co-consummation
Ever so slightly
Ever so often what
could we become what
could we behold and see
about around above
Our Selves
Let’s not be stuck
in codependent pathways of our
thus imperialised brains and our
genetically predisposed hormon_all activity
I write [not to be heard or seen] but
do I write to comprehend more
of my self within myself or
is that Me still looking out at
those attractive traits that treat me
at the corners of
My I
?
für Schaghajegh Nosrati
Klarheit singen deine Stimmen, sprechen
weise sich bescheiden aus.
Und wenn du sprichst, so sagst du strahlend klar
nur das, was die Musik dir zeigt.
So hauchst du leise, tönst du donnernd, und du sagst:
So tu ich’s, und es könnt auch anders sein!
Und wie du bist, und jemand anderes anders ist,
so ist es gleich und gut.
Und ob Lichtgestalten Zwiegespräche halten, oder
Welten bebend niedergehen:
Größ'rer Schmuck wär Not, die du nicht hast.
Und wie du sprichst, und jemand anderes anders singt,
so ist es gleich und gut.
Unverständnis
Falsch feuernde
Spiegelneuronen
Medizinisch-technisch
Aufgenommen
Das ist Weltschmerz
Eine ungesunde
Laune der Natur
Widerstand gebiert sich
Artgenossen sortieren aus
Was zu schwach ist
Abzukapseln sich und andere
Gegen diesen Strom
Es ist
Wie Versinken
in der Stille,
in der Mächtigen
zwischen zwei Körpern,
Wortlos eingewurzeltes Verlangen
nach des anderen Welt
Endlich unendliche Süße
die sich nicht zerteilen lässt
Und wie Vergehen in diesem Atem,
Aufgehen
in der Ruhe unserer beider Körper,
Blicke —
Deinem Kopf in meiner Hand und
Meinem Kopf in deinem Schoß,
ganz leise
Einmal ganz so ohne Fragen
Sein
It is
Like sinking
into silence
into that mighty it
between two bodies, (into that)
Wordlessly ingrained desire
for the other’s world
Infinitely finite sweetness
(finally)
that cannot be divided
And like passing over in this
Breath and Rising (borning)
in that peace of
both our bodies, Gazes —
(in this, with)
Your head in my hand and
My head in your lap,
ever so quietly
To be once quite so completely
without questions
[translated by the author]
Looks like Teen Age Spirit
A meditation on online dating
When did it go
out of fashion
to say more than just
How are you?
What is it
that makes us write, communicate
like idiot teens, like apes
following their instinct
that is:
Rut. Lust. Satisfaction
of those
Carnal Urges, seemingly
completely bare of dignity,
completely lacking an
awareness for that Other,
for that heart that’s hidden
behind a screen,
behind those words
we share, exchange?
We share – I hope – in general
our basic needs and wishes.
Why
Is it so hard to write, online,
in digitally transferred motions,
more than just the plain necessities
to access Sex
Muscular action and release –
What men call ‘fun’ –
How much fun
could it be to actually
Meet
The other’s eye,
Their mind
Their personality
And not just always look
for that next
Easy Fuck?
To find some meaning,
Trust
and feeling of security,
maybe perspective
even
in encountering
That other human
Simply seems
Too much
To ask.
Je est un autre
J’ai pas été moi-même
depuis toujours
Au moins c’est presque
comment il semble
Comment il s’est passé
que j’suis tombé mort et malade.
Dès ce moment ma vie n’a pas été
Ma vie, mon être, mon identité
une fuite
Echappé à cette réalité
Insupportable.
Et mon cerveau, tout mon esprit
Est devenu un autre
Partie d’un monde fantasmé
Toujours dans le passé
Qui peut au moins
Tenir en vie
Mon propre corps, ma voix …
Mais je suis mort.
Et vivre sans présent
Seulement dans
Tous mes souvenirs
Me laisse une vie
Sans avenir.
–
(Rimbaud:
https://www.de-plume-en-plume.fr/histoire/je-est-un-autre-extrait-lettre-du-voyant)